Faulheit und Müßiggang

Heute, am 10. August, am internationalen Tag des Faulpelzes, ist wohl der richtige Zeitpunkt: Ein Thema, das mich schon jahrelang, irgendwie auch lebenslang begleitet, hat es bisher noch nicht in den Blog geschafft (wobei das Thema sogar das Versäumnis erklären könnte 😉 Faulheit und Müßiggang. Eigentlich war auch zur Feier des Tages geplant, anknüpfend an die Woche der Utopie 2018 ein Wochenende der Faulheit zu organisieren. Das ist jetzt auf 2019 verschoben. Aber immerhin gibt es jetzt innerhalb der „Arkadischen Akademie“ einen Abend mit diesem Thema:

Mein Sprung von der Praxis in die Theorie wurde wahrscheinlich durch die Lektüre der Buches „How to be Idle“ von Tom Hodgkinson , einem Experten auf diesem Gebiet, angeregt. Er hat auch die Zeitschrift „The Idler“ herausgegeben. Ein Heft davon heißt: Lie back and protest. How to make a Revolution from your Bedside. Der theoretische Klassiker ist natürlich „Das Recht auf Faulheit“ von Paul Lafargue, dem Schwiegersohn von Karl Marx und der literarische Oblomow von Gontscharov. Weiterlesen „Faulheit und Müßiggang“

Sizilianische Perspektiven

Bekannt waren mir die Galline Felici (Glücklichen Hühner) schon seit langem als Protagonisten alternativer oder solidarischer landwirtschaftlicher Ökonomie auf Sizilien und in Italien. Sie stellten Beziehungen zunächst zu den solidarischen Einkaufszentren (GAS) Norditaliens, dann auch Frankreichs und Belgiens her. In direkten Kontakt mit ihnen kam ich durch die Initiative Miriam Frischs, entsprechende Kontakte auch zu Süddeutschland aufzubauen. Das motivierte mich, sie direkt in Sizilien zu besuchen. Die Kooperative verbindet Höfe auf einem großen Gebiet und mit beträchtlichen Unterschieden. Gemeinsam ist ihnen die Liebe zu einer regionalen, traditionellen und biologischen Landwirtschaft. Ich konnte eine Reihe von ihnen besuchen. Beeindruckend ist die Arbeit, die die Produzenten dafür aufwenden, und die Freude und Freundlichkeit, die sie ausstrahlen. Roberto Li Calzi, ihr Begründer, ist ständig mit neuen Ideen unterwegs. Im Moment bildet er in Italien gelandete Migranten aus und hofft. mit ihnen eine neue Kooperative aufzubauen.

Arkadische Bibliothek im Hirtenmuseum

An der Seite einer Ausstellung von Peter Kees (vgl. Arkadische Landnahmen, Arkadien am Lago) wird die Idee einer Arkadischen Bibliothek präsentiert, nicht schon die Bibliothek selbst und nicht einmal deren Anfang. Sie ist nicht Teil der künstlerischen Ausstellung, harmoniert aber thematisch bestens mit ihr.

Die Arkadische Bibliothek will die glanzvolle Geschichte der heute fast vergessenen Hirtendichtung zur Darstellung bringen. Sie will aber vor allem die Wirkungsmacht der dahinter stehenden Idee eines friedlichen, einfachen und glücklichen Lebens auch für unsere Zeit zeigen, einer Idee, die stets als Entwurf eines Gegenbilds zu den Nöten und Missständen der jeweiligen Gesellschaft gesehen werden muss. Weiterlesen „Arkadische Bibliothek im Hirtenmuseum“

Arkadien – Ort der Idylle und der Utopie

Zunächst ist Arkadien eine einfache Sache: eine liebliche Landschaft in ewigem Frühling, mit Bäumen, Wiesen und einer Quelle oder einem See, in der Hirten ein einfaches, aber glückliches Leben führen in einer friedlichen Welt voller Müßiggang, Kunst und Liebe. Ein Literaturwissenschaftler erkennt darin den Topos des locus amoenus. Wir nennen so etwas oft eine Idylle. Alles eigentlich zu einfach, um die Jahrhunderte, ja Jahrtausende alte Faszination zu erklären, die diese Wunschlandschaft ausgeübt hat. Weiterlesen „Arkadien – Ort der Idylle und der Utopie“

Botschaft von Arkadien

Im Anschluss an seine Ausstellungen hat Peter Kees ein Buch herausgebracht, sinnigerweise sogar im Arkadien-Verlag und mit dem doppelsinnigen Titel „Botschaft von Arkadien“ – denn als deren Repräsentant tritt er ja seit langem auf. Ich durfte einen Beitrag beisteuern und den repliziere ich hier. Im November 2017 haben wir den Band in einer Podiumsdiskussion in dem Literaturhaus in der Fasanenstraße in Berlin vorgestellt.

Arkadien – Ort der Idylle und der Utopie

Zunächst ist Arkadien eine einfache Sache: eine liebliche Landschaft in ewigem Frühling, mit Bäumen, Wiesen und einer Quelle oder einem See, in der Hirten ein einfaches, aber glückliches Leben führen in einer friedlichen Welt voller Müßiggang, Kunst und Liebe. Ein Literaturwissenschaftler erkennt darin den Topos des locus amoenus. Wir nennen so etwas oft eine Idylle. Alles eigentlich zu einfach, um die Jahrhunderte, ja Jahrtausende alte Faszination zu erklären, die diese Wunschlandschaft ausgeübt hat. Weiterlesen „Botschaft von Arkadien“

Wie Land und Arbeit zu Waren wurden / Commodifying Land and Labour

Here is also an English version of this text: Commodifiying Land and Labour

Auf der Europäischen Sommeruniversität in Toulouse hatten wir einen Workshop „Commons und Labour“. Meine Aufgabe war, über das Ende der traditionellen Allmenden zu berichten.

Die ursprüngliche Allmende

Noch vor wenigen Jahren war „Allmende“ einfach ein aussterbendes Wort für eine aussterbende Sache – bis es eine neue Konjunktur im Zusammenhang mit freier Software, geistigen Eigentumsrechten („Creative Commons“), aber auch mit Saatgut, Umweltressourcen und generell mit Gemeingütern erlebte. Ursprünglich war die Allmende (Common) eine Weide im Gemeinbesitz. In Europa verschwanden die Allmenden meist im 19.Jhdt., genauer gesagt, sie wurden abgeschafft. Aber in manchen Gegenden existieren sie noch als relativ kleine Relikte. Gleichwohl war die Allmende, mit der heute fortschrittliche, sozialistische, emanzipatorische und utopische Hoffnungen verbunden werden, eingebettet in traditionelle patriarchalische und feudale Strukturen.

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Schafe auf das Tempelhofer Feld !

Elisabeth Meyer-Renschhausen, mit der ich u.a. das Interesse am Hirtenwesen teile und die zu den GründerInnen des Allmendekontors auf dem Tempelhofer Feld gehört, bemüht sich seit einiger Zeit, Schafe wieder in Berlin, vor allem, aber nicht nur, auf dem Tempelhofer Feld, heimisch zu machen. Das könnte durch einen Wanderschäfer besorgt werden oder auch anders geschehen.

Jetzt benutzte sie eine Feier auf dem Feld, um dafür Werbung zu machen, bzw. mich Werbung machen zu lassen 😉 Im Grund ist es eine naheliegende Idee, auf einer riesigen Grasfläche, die zur modernen Allmende werden soll, das zu tun, was auf Allmenden immer geschah: Tiere weiden zu lassen. Das ist gleichermaßen nützlich, nachhaltig und dekorativ. Weiterlesen „Schafe auf das Tempelhofer Feld !“

Utopische Romantik

ich weiß nicht genau, wie ich vor gar nicht so langer Zeit auf das Buch von Petra Röder gestoßen bin, es war wohl ein Zufallsfund in einem Antquariatskatalog: Utopische Romantik – Die verdrängte Tradition im Marxismus. Von der frühromantischen Poetologie zur marxistischen Gesellschaftstheorie, aber ich kann mich noch erinnern, warum es meine Aufmerksamkeit erregte, brachte es doch zwei Interessen oder auch Seiten von mir in Verbindung, die schon fast lebenslang nebeneinander her laufen: eine auf die reale Gesellschaft und ihre Veränderung bedachte und eine, die eine andere Welt eher erträumt oder fantasiert und insofern vielleicht mehr der Literatur als der Gesellschaftstheorie oder gar ihrer praktischen Umsetzung zugerechnet werden kann. Weiterlesen „Utopische Romantik“