ich weiß nicht genau, wie ich vor gar nicht so langer Zeit auf das Buch von Petra Röder gestoßen bin, es war wohl ein Zufallsfund in einem Antquariatskatalog: Utopische Romantik – Die verdrängte Tradition im Marxismus. Von der frühromantischen Poetologie zur marxistischen Gesellschaftstheorie, aber ich kann mich noch erinnern, warum es meine Aufmerksamkeit erregte, brachte es doch zwei Interessen oder auch Seiten von mir in Verbindung, die schon fast lebenslang nebeneinander her laufen: eine auf die reale Gesellschaft und ihre Veränderung bedachte und eine, die eine andere Welt eher erträumt oder fantasiert und insofern vielleicht mehr der Literatur als der Gesellschaftstheorie oder gar ihrer praktischen Umsetzung zugerechnet werden kann.
Es gab da eine unmittelbare Assoziation zu Rosas Revolutionärer Romantik und zu dem Artikel von Michael Löwy: Der Urkommunismus in den ökonomischen Schriften von Rosa Luxemburg – Für eine romantisch-revolutionäre Geschichtsauffassung (1989). Aber wenn auch die Vergangenheit unklar ist, entwickeln sich die Dinge doch weiter, in diesem Fall durch eine mehr oder weniger zufällige Zugbekanntschaft, der ich den Hinweis auf Person und Werke von Gisela Dischner verdanke, die im Buch von Petra Röder auch mehrfach zitiert wird – und damit eröffnen sich weitere Brücken:
- Gisela Dischner, Richard Faber (Hrsg.) Romantische Utopie, utopische Romantik
- -, Friedrich Schlegels LUCINDE und Materialien zu einer Theorie des Müßiggangs
- -, Wörterbuch des Müßiggängers
- -, Liebe und Müßiggang und
- Richard Faber, Poltische Idyllik. Zur sozialen Mythologie Arkadiens
Eine Brücke ist ja ganz offensichtlich die zur Müßiggangthematik, die vielleicht noch wichtigere und nicht ganz so einfache die zu „Idylle und Utopie“. Literaturgeschichtlich kommt ja gerade mit der Romantik die klassische Idylle, die Hirtendichtung zu ihrem Ende. Aber gerade der in Petra Römers Buch angesprochene spannungsvolle Zusammenhang von Fiktion und Poititk ist ja genau das, was mich an Idylle und Utopie fasziniert. Besonderes interessant sind in diesem Zusammenhand die ohnedies interessanten Nostalgieseiten von Udo Leuschner, in denen neben Arkadien auch andere „rückwärtsgewandte“ Nostalgien thematisiert werden. Er hebt hervor, dass auch diese aus Besorgnissen über Gegenwart und Zukunft hervorgehen und dass auch sie neue Entwicklungen anstoßen. So ist auch mein Verständnis: Nicht zufällig erwacht an der beginnenden Neuzeit gleichzeitig neben Utopie und Reformation das neue Interesse an Arkadien. In einer Zeit, in der neue Fragen aufgeworfen werden, wird auf verschiedenen Wegen nach Antworten gesucht. Denen, die auf Utopie und Arkadien meinen verzichten zu können, sagt Udo Leuschner: Das verkündete Ende aller Utopien vermag vor diesem Hintergrund nicht zu überzeugen. Der Glaube, auf das Prinzip Hoffnung verzichten zu können, scheint eher Symptom als Lösung der Krise zu sein. Er ist vielleicht nur die bornierteste aller Hoffnungen.
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