Wie Land und Arbeit zu Waren wurden / Commodifying Land and Labour

Here is also an English version of this text: Commodifiying Land and Labour

Auf der Europäischen Sommeruniversität in Toulouse hatten wir einen Workshop „Commons und Labour“. Meine Aufgabe war, über das Ende der traditionellen Allmenden zu berichten.

Die ursprüngliche Allmende

Noch vor wenigen Jahren war „Allmende“ einfach ein aussterbendes Wort für eine aussterbende Sache – bis es eine neue Konjunktur im Zusammenhang mit freier Software, geistigen Eigentumsrechten („Creative Commons“), aber auch mit Saatgut, Umweltressourcen und generell mit Gemeingütern erlebte. Ursprünglich war die Allmende (Common) eine Weide im Gemeinbesitz. In Europa verschwanden die Allmenden meist im 19.Jhdt., genauer gesagt, sie wurden abgeschafft. Aber in manchen Gegenden existieren sie noch als relativ kleine Relikte. Gleichwohl war die Allmende, mit der heute fortschrittliche, sozialistische, emanzipatorische und utopische Hoffnungen verbunden werden, eingebettet in traditionelle patriarchalische und feudale Strukturen.

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Allmenden in Tunis

Zum zweiten Mal fand Ende März 2015 das Weltsozialforum in Tunis statt. Und zum zweiten Mal bin ich dem Ruf gefolgt, habe aber zum ersten Mal, zusammen mit Elisabeth Meyer- Renschhausen, dort einen Workshop angeboten zum Thema “Old Commons and New Ones”. Das Thema ist ja auf diesen Seiten schon altbekannt. Aus gegebenem Anlass wurden die Nordafrikanischen Allmenden besonders betont, und in diesem Zusammenhang auch was Rosa Luxemburg dazu geschrieben hat. Elisabeth berichtete zu ihrer neuen Inkarnation als Allmendegärten.
Aus dem vielfältigen Angebot (mehr als tausend Workshops) will ich nur die Veranstaltungen zur Solidarität mit Griechenland hervorheben, auf denen dieses Aktionsdokument verabschiedet wurde.

Das Ende der Haustiere. 10000 Jahre Hirtenkultur

Am Dienstag 8.7. um 19 h 

geht es im SlowLädla, Hersbruck, Martin-Luther-Str. 5

um die gerade in und um Hersbruck lang bestehende Hirtenkultur und ihr zu befürchtendes Ende.

Die Älteren unter uns konnten noch erleben, wie im Hersbrucker Umland der Gemeindehirte die Kühe auf den örtlichen Hutanger trieb. Das war hier länger der Fall als anderswo, aber seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist es Vergangenheit. Nur selten machen wir uns klar, dass damit eine Tradition ihr Ende gefunden hat, die seit Menschengedenken diese Gegend geprägt hatte und die insgesamt die Menschheit so lange begleitet hat, wie von Kultur ernsthaft die Rede sein kann. Weiterlesen „Das Ende der Haustiere. 10000 Jahre Hirtenkultur“

Allmenden, Commons, Gemeingüter

Noch vor wenigen Jahren war „Allmende“ einfach ein aussterbendes Wort für eine aussterbende Sache – bis es in unseren Tagen eine neue Konjunktur im Zusammenhang mit freier Software, geistigen Eigentumsrechten („Creative Commons“), aber auch mit Saatgut, Umweltressourcen etc. erlebte. Junge Leute diskutieren über die neuen Allmenden, sie tauchen im Fernsehen auf, und Elinor Ostrom hat 2009 als erste Frau für ihre Arbeit über „die Verfassung der Allmende“ den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Weiterlesen „Allmenden, Commons, Gemeingüter“

Wissensallmenden

Wissensallmenden oder Creative Commons sind, anders als physische Allmenden gerade nicht durch Unvermehrbarkeit ausgezeichnet. Für sie gilt umgekehrt, dass sie, wenn sie einmal geschaffen sind, heutzutage mit großer Leichtigkeit vermehrt bzw. kopiert werden können. Damit entfällt letztlich auch die Rivalität. Anders als beim Apfel kann ein Buch oder seine billige elektronische Kopie von mehreren gelesen werden. Hier ist gerade die in Zeiten der Digitalisierung prinzipiell unbegrenzte Vermehrbarkeit Anlass, den Begriff der Allmende auf diesen Bereich zu übertragen, nämlich unbegrezten Zugang für Freie Software, Creative Commons (Künstlerische und wissenschaftliche Texte, Musik, bildende Kunst), Saatgut und Medikamente zu fordern und für ihre Produzenten andere Entgeltformen zu entwickeln. Weiterlesen „Wissensallmenden“

Baumallmenden

Was gern übersehen wird und worauf ich deshalb besonders gerne hinweise ist, dass auf den Allmenden, zumindest in unseren Breiten und soweit die dokumentierte Überlieferung zurückreicht, privates Vieh weidet. Es gibt also schon privaten Besitz, der sich zunächst im Rahmen des eigenen Bedarfs hielt. Im Allgemeinbesitz ist nur der Boden, das zentrale Produktionsmittel der Weidewirtschaft.
Eben dieses Zusammenspiel von privat und öffentlich lässt sich auch an einem weniger bekannten Beispiel zeigen: den Baumallmenden. Weiterlesen „Baumallmenden“

Nordafrikanische Allmenden

Bei der Recherche nach allgemeineren Belegen für Gemeineigentum in Nordafrika fand ich bemerkenswert gründliche Ausführungen bei Rosa Luxemburg. Zum einen in der während des Ersten Weltkriegs im Gefängnis geschriebenen “Einführung in die Ökonomie”, zum anderen und ausführlicher im 27. Kapitel ihrer “Akkumulation des Kapitals”.

Bei den viehzüchtenden arabischen Nomaden war der Grund und Boden Eigentum der Geschlechter. Dieses Geschlechtseigentum, schrieb der französische Forscher Dareste im Jahre 1852, geht von Generation zu Generation, kein einzelner Araber kann auf ein Stück Land weisen und sagen: Dies ist mein.

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Dattelbaumallmenden

Im Anschluss an das Weltsozialforum in Tunis führte uns der Weg in die Wüstengegend des Schott el Djerid mit den großen Dattelpalmoasen von Tozeur und Nefta. Nicht weit davon finden sich die vielbesuchten Bergoasen Chebika, Tamerza und Mides.
Nur in Chebika scheint es noch die alte Form der Bewirtschaftung zu geben, bei der der Boden Gemeineigentum ist. Weiterlesen „Dattelbaumallmenden“

Rosas Revolutionäre Romantik

Zugegebenermaßen eine etwas kesse Titelfloskel, aber mit einem ernsthaften Inhalt. Rosa Luxemburg hat sich ja nicht nur mit den Allmenden in Nordafrika befasst, sondern weltweit, namentlich in Mitteleuropa, Russland, Indien, Nord- und Südamerika sowie Australien. Sie spielen eine zentrale Rolle in ihrer ökonomischen Theorie.

Unsere Kenntnisse über die ältesten und primitivsten Wirtschaftsformen sind sehr jungen Datums. Noch im Jahre 1847 schrieben Marx und Engels in der ersten klassischen Urkunde des wissenschaftlichen Sozialismus, im Kommunistischen Manifest: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen«. Gerade um dieselbe Zeit, wo die Schöpfer des wissenschaftlichen Sozialismus diese Auffassung kundgaben, begann sie auch schon von allen Seiten durch neue Entdeckungen erschüttert zu werden.

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2013/03/14 Common Ground. Die Wiederkehr der Allmenden?

Treffen der attac AG Solidarische Ökonomie Berlin-Brandenburg

am Donnerstag, 14. März 2013, 19 h

Common Ground. So hieß die Architektur-Biennale 2012 in Venedig. Öffentlicher Raum. Gemeinsames Erbe. Gemeine Gründe. Elisabeth und Giuliana haben sie besucht. Das ist ein Anlass, uns mit dieser interessanten Form von Allmende oder Gemeingütern zu beschäftigen.

Common Ground = das bedeutet sowohl gemeinsames Wissenserbe als auch öffentliche Plätze. Common Ground = das sind überkommene Traditionen. Öffentliche Räume, wo wir uns treffen und reden wie Plätze, Parks, Straßen. Und tradiertes Wissen, „Wissensallmenden“, gemeinsame Voraussetzungen unseres wechselseitigen Verstehens.

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