Nordafrikanische Allmenden

Bei der Recherche nach allgemeineren Belegen für Gemeineigentum in Nordafrika fand ich bemerkenswert gründliche Ausführungen bei Rosa Luxemburg. Zum einen in der während des Ersten Weltkriegs im Gefängnis geschriebenen “Einführung in die Ökonomie”, zum anderen und ausführlicher im 27. Kapitel ihrer “Akkumulation des Kapitals”.

Bei den viehzüchtenden arabischen Nomaden war der Grund und Boden Eigentum der Geschlechter. Dieses Geschlechtseigentum, schrieb der französische Forscher Dareste im Jahre 1852, geht von Generation zu Generation, kein einzelner Araber kann auf ein Stück Land weisen und sagen: Dies ist mein.

Weiterlesen „Nordafrikanische Allmenden“

Dattelbaumallmenden

Im Anschluss an das Weltsozialforum in Tunis führte uns der Weg in die Wüstengegend des Schott el Djerid mit den großen Dattelpalmoasen von Tozeur und Nefta. Nicht weit davon finden sich die vielbesuchten Bergoasen Chebika, Tamerza und Mides.
Nur in Chebika scheint es noch die alte Form der Bewirtschaftung zu geben, bei der der Boden Gemeineigentum ist. Weiterlesen „Dattelbaumallmenden“

Rosas Revolutionäre Romantik

Zugegebenermaßen eine etwas kesse Titelfloskel, aber mit einem ernsthaften Inhalt. Rosa Luxemburg hat sich ja nicht nur mit den Allmenden in Nordafrika befasst, sondern weltweit, namentlich in Mitteleuropa, Russland, Indien, Nord- und Südamerika sowie Australien. Sie spielen eine zentrale Rolle in ihrer ökonomischen Theorie.

Unsere Kenntnisse über die ältesten und primitivsten Wirtschaftsformen sind sehr jungen Datums. Noch im Jahre 1847 schrieben Marx und Engels in der ersten klassischen Urkunde des wissenschaftlichen Sozialismus, im Kommunistischen Manifest: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen«. Gerade um dieselbe Zeit, wo die Schöpfer des wissenschaftlichen Sozialismus diese Auffassung kundgaben, begann sie auch schon von allen Seiten durch neue Entdeckungen erschüttert zu werden.

Weiterlesen „Rosas Revolutionäre Romantik“

2013/06/8-9 Alter Summit in Athen

Vom 8-9. Juni wird in Athen der AlterSummit Europa stattfinden. Er setzt die Bemühungen um ein Ende der jetzigen Geld- und Wirtschaftspolitik fort, die zuletzt auf dem Europäischen Sozialforum in Florenz Thema waren. Insbesondere die gegenwärtige Austeritätspolitik, die Eingriffe in die Demokratie und die Maßnahmen im Süden Europas stehen im Mittelpunkt. Hier finden sich weitere Informationen.

2013/03/14 Common Ground. Die Wiederkehr der Allmenden?

Treffen der attac AG Solidarische Ökonomie Berlin-Brandenburg

am Donnerstag, 14. März 2013, 19 h

Common Ground. So hieß die Architektur-Biennale 2012 in Venedig. Öffentlicher Raum. Gemeinsames Erbe. Gemeine Gründe. Elisabeth und Giuliana haben sie besucht. Das ist ein Anlass, uns mit dieser interessanten Form von Allmende oder Gemeingütern zu beschäftigen.

Common Ground = das bedeutet sowohl gemeinsames Wissenserbe als auch öffentliche Plätze. Common Ground = das sind überkommene Traditionen. Öffentliche Räume, wo wir uns treffen und reden wie Plätze, Parks, Straßen. Und tradiertes Wissen, „Wissensallmenden“, gemeinsame Voraussetzungen unseres wechselseitigen Verstehens.

Weiterlesen „2013/03/14 Common Ground. Die Wiederkehr der Allmenden?“

Eine NEUE Hersbrucker Allmende

Ich will mal eine Idee fortspinnen, die im CittaSlow Werkstattgespräch am 23.6.12 bei den Möbelmachern (in Unterkrumbach bei Hersbruck) ganz kurz angeklungen war. Wir stellen uns vor, wir richten auf dem einstigen, derzeit sehr unansehnlichen Schickedanz-Gelände vor der (auch einstigen) westlichen Stadtmauer als Pilotnutzung eine Allmende ein – und wir kümmern uns vorläufig nicht darum, dass wir das Gelände nicht haben und nicht benutzen dürfen. Alles ein bisschen verrückt, aber vielleicht brauchen wir genau das.

Weiterlesen „Eine NEUE Hersbrucker Allmende“

Abschied vom Süden

Abschied vom Süden – so betitelte die Zeit im Juli einen Artikel zur Wirtschaftskrise im südlichen Europa und weckte damit die Assoziation, dass diese jetzt von der Krise betroffenen, und darob auch noch gescholtenen, Länder doch unsere Lieblinge waren und wohl teils auch noch sind. Eine Vielzahl von uns verbringt dort ihren Urlaub und, mehr als das, importierte von dort Ideen eines gelingenden Lebens (die ja eigentlich zu einem guten Urlaub gehören). Der ansonsten durchaus ordentliche Artikel geht wenig darauf ein. Allerdings fand sich gleichfalls im letzten Sommer in der Süddeutschen ein ähnlicher Artikel, “der Süden” überschrieben. Darin wird zum einen erinnert an die Vielzahl der Ideen und Errungenschaften, die wir aus dem Süden Europas übernommen haben, zum anderen an die Freundlichkeit, Offenheit und Wärme des Völker verbindenden europäischen Urlaubssommers, die jetzt der Kälte des Ressentiments und der Spardiktatur gewichen sind.
Nicht nur individuelle Träume sind dort entstanden, auch die Ideen alternativen und solidarischen Lebens wurden in diesen Zusammenhängen angeregt und gefördert. Die Anarchisten und die Lebensreformer vom Monte Verita zog es nicht zufällig auf die Alpensüdseite und nicht wenige der Initiativen der Siebzigerjahre hatten dort Wurzeln. Sogar die heute zu Recht belächelte „Toskana-Fraktion“ begann ja mit dem richtigen Gedanken, dass gesellschaftliche Arbeit und politischer Kampf mit der Idee eines guten Lebens ergänzt werden muss. Und gerade jetzt entstehen in Europas Süden, besonderes natürlich in Griechenland, vielfältige Ansätze solidarischen Wirtschaftens. Für mich ist es keine Frage, dass die europäische Krise an ihren Wurzeln in Wirtschaft und Finanzmärkten bekämpft werden muss, Daneben können aber Formen direkterer Solidarität mit und Anteilnahme an diesen Projekten stehen. Dies wäre nicht nur eine Form der Unterstützung, sondern gleichzeitig ein Feld der Erfahrungen, um eigene alternative Lebens- und Wirtschaftsformen zu erproben. In einem griechischen Manifest heißt es, Griechenland sei “die Labormaus der neoliberalen Sparoffensive, aber auch ein Labor des Widerstands” – und hoffentlich auch einer neuen alternativen und solidarischen Zukunft.

Plan B

Die Konferenz der Linken interessierte mich, weil sie, wie die ganze Plan-B-Initiative, sich genau das Thema stellt, das uns auch in einem Arbeitskreis des Instituts Solidarische Moderne beschäftigt: die Perspektiven eines sozial-ökologischen Umbaus auszuloten.
Insgesamt fand ich die Veranstaltung anregend und fruchtbar, habe dabei aber den derzeit eher als altmodisch geltenden Einzelvorträgen mehr Perspektiven entnehmen können als den Plena und Arbeitsgruppen (WorldCafe).

Gregor Gysi, der ja viele Reden halten muss, brachte gleichwohl eine ordentliche Skizze des linken Projektes für einen ökologisch-sozialen Umbau zuwege.
Vor allem war ich aber angetan von den Perspektiven, die Nicole Bullard mit „Einige Gedanken darüber, wie die deutsche Linke die Welt verändern (helfen) kann“ eröffnete und von den Überlegungen, insbesondere zu Krise und Kapitalismus, von Raoul Zelik.
Katja Kipping hatte keine so bahnbrechenden Neuigkeiten, aber sie punktete wie immer mit Charme und, besonders bei mir, mit dem Bekenntnis, dass Politiker zumindest gelegentlich auch fiktionale Texte zur Orientierung zu Hilfe nehmen sollten.