Slow Living spielt auf Slow Food an, was aber wahrscheinlich seinerseits der Erläuterung bedarf. Slow Food, in offensichtlichem Gegensatz zu Fast Food, ist eine ursprünglich italienische Bewegung, die sich in ihrem Manifest den Genuss auf die Fahnen geschrieben hat. Mit Slow Food habe ich seit mehreren Jahren verschiedentlich zu tun und 2004 hatten wir auch schon in Pommelsbrunn (und Hersbruck) zu einem fränkischen Slow-Life-Wochenende eingeladen.
Das Buch Slow LIving. Langsamkeit im globalisierten Alltag versucht, in Anknüpfung an Slow Food, die dahinter stehenden Gedanken zu systematisieren und zu erweitern. Einige wichtige Punkte: slow ist trotz des plakativen Gegensatzes nicht sehr aussagekräfig. Man versteht die langsame Lebensart besser, wenn man, wie Montanari vorschlägt, an Sorge (sorgen für, sich sorgen um) und Achtsamkeit denkt. [Montanari ist seit seinem Buch „Der Hunger und der Überfluss“ von 1993 auch schon ein alter geistiger Bekannter]. Dazu ist eine strukturell langsame, bedachtsame Lebensart erforderlich. Slow living ist auch nicht dasselbe wie einfach leben. Sicher geht es eher in diese Richtung, aber slow life ist nicht notwendig als selbstversorgendes Landleben zu denken, sondern auch in urbanen Versionen vorstellbar.
Neben der Zeit ist nämlich auch der Raum, und die Reflexion auf ihn, wichtig. Slow Living verkörpert eine neue Form der Lokalität, die aber nicht mit dem puren Rückzug ins Regionale gleichzusetzen ist. Zum Denken von Slow Food gehörte im
mer auch die Reflexion der Globalisierung. Aber gerade diese kann dem Lokalen eine neue Bedeutung geben. So gibt es auch zunehmend Berührungspunkte zwischen Slow Food und der Welt der globalisierungskritischen und sozialen Bewegungen. Cinzia von Slow Food hatte auf der von Burkhard in Fulda veranstalteten Tagung und Messe „Slow Food meets Bio“ einen Vortrag gehalten: „Warum Kant nicht bei McDonalds essen würde“, der deutlich machte, dass Genuss und ethische Verantwortung keine Gegensätze sein müssen. Bei dieser Gelegenheit entstand übrigens auch der, noch auf seine Realisierung harrende, Plan einer Veranstaltung „Slow Food meets Attac“. (Anm: Inzwischen gibt es eine ansatzweise Realisierung.) Eine spezifische Umsetzung dieses Raumbezugs sind die città slow. Die erste deutsche ist übrigens Hersbruck (!).
Auch für den Begriff des Genusses ist ein tiefgründigeres Verständnis möglich, wenn er in Beziehung zum Staunen gesetzt wird oder (wie bei Jane Bennett) zur Verzauberung.
„Verzauberung ist das Gefühl, dem Leben verbunden zu sein, weil man Ja zu ihm sagt; es besteht in dem flüchtigen Eindruck, sowohl die Welt der Natur als auch die der Kultur machten uns Geschenke, um uns daran zu erinnern, dass es gut ist zu leben.“
Ohne als solches angesprochen zu werden, werden hier Bilder mystischen Denkens bemüht und wie in diesem gibt es auch den Aspekt einer menschenfreundlichen Weitergabe der Empfindung, nämlich Zeit und Kraft für andere einzusetzen.
„Die Empfänglichkeit für Augenblicke der Verzauberung garantiert zwar nicht automatisch, dass es soweit kommt, aber sie erhöht die Chancen dafür.“
[…] und für die Umsetzung der Cittá Slow beispielsweise durch Akademien und Begegnungsstätten für diesen Lebensstil. In diesem Zusammenhang ganz interessant: schon 2004 hatten wir in privatem Rahmen in Hersbruck und […]
[…] Food Story”, der den Ursprung dieser Bewegung dokumentiert, diente uns das Buch “Slow Living. Langsamkeit im globalisierten Alltag” als Grundlage, um auf die Hintergründe dieses Denkens einzugehen und uns darüber zu […]